Alte Silscheder Häuser und ihre Bewohner

Wer sich für die Geschichte des Dorfs Silschede interessiert, der sei auf die zahlreichen Werke der Heimatliteratur verwiesen; eine Auswahl befindet sich im Quellenverzeichnis. Im Folgenden werden daher nur einige interessante Aspekte beleuchtet und die wesentlichen Trends zusammengefasst.

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Kurzer Abriss der Silscheder Geschichte

Das Bauerndorf

Bezogen auf Häuser und Bewohner beginnt diese Geschichte im Jahr 1486. Damals gehörte die „Sylsyker Burschop“ (Silscheder Bauernschaft) zur Grafschaft Mark. Deren Herrscher, Johann II. (* 1458 † 1521), Herzog von Kleve und Graf von der Mark, hatte zwei Leidenschaften: Kriege und Kinder. Er kämpfte in mehreren Kriegen gegen Utrecht und das Haus Habsburg und musste sich am Ende mit seinen eigenen Ständen herumschlagen; alle seine Auseinandersetzungen endeten jedoch ohne Sieg. Dennoch fand er die Zeit, um angeblich 63 uneheliche Kinder zu zeugen, was ihm den Beinamen „der Kindermacher“ eintrug.

Die Kriege sowie die Versorgung seiner Kinder und etlicher Günstlinge mit Geld und Besitzungen führten zu einer katastrophalen Finanzsituation. Also ließ er den Landtag eine allgemeine Landsteuer beschließen, die erstmals auch von den Bauern verlangt wurde. Zur Erhebung der Steuer legte man ein Verzeichnis an, in dem alle Orte und Bewohner einzeln aufgeführt waren, das „Schatboick in Marck Anno 1486“.

Die Steuer betrug 4 % vom Wert des Hofes; große Höfe mit einem Wert von über 200 Gulden zahlten lediglich 3 %. Sie wurde auf 2 Jahre verteilt und war jeweils an Martini (11. November) fällig.

Für Silschede werden im Schatzbuch 15 Höfe aufgeführt, in der nachstehenden Liste sind – soweit möglich – der spätere Name angegeben sowie die heutige Adresse des Hofes. Alle damaligen Höfe lassen sich bis heute nachverfolgen, wenn man den 8. Namen in der Liste als Onfermann interpretiert; dies ist der einzige Name, der auch später noch als der eines großen Hofes in Silschede auftaucht.

Name im SchatzbuchName heuteAdresse
Peter Koeller to Enede Steinhausen Im Steinhausen 2
Hynderkotte Hinderkotte Schlebuscher Straße 107
Schulte tom Kaldenhove Kaltenhof Eichholzstr. 408
Hynrich Gervynholt Gräfingholt Wittener Str. 300
Ouderman Onfermann? Esborner Str. 30
Hoewarde wedewe Howahr Esborner Str. 30
Engelsberch Ilberg Auf der Ilberg 22
Berenbroyck Berenbruch Zum Berenbruch 1
Bockeman Böckmann Auf dem Böcken 15
Hynrich Hoveman Haumann Kemnade 8/10
Hynrich op der Kemenaden Kemnade Kemnade 24
Loese to Ellynkhusen Ellinghausen Die 4 Ellinghauser Höfe
Grotejohann,
Buschmann
Clarmann und Erdmann (erloschen).
Heyne[r] to Ellynkhusen Ellinghausen
Johan to Ellynkhusen Ellinghausen
Dyrych to Ellynkhusen Ellinghausen

Die Silscheder Häuser waren also allesamt Bauernhöfe. Angehörige anderer Berufsstände, wie Schneider, Schuster, Schmiede, Zimmerleute, Schreiner usw. wohnten zur Miete, oftmals im sog. „Backs“, was sowohl „Backhaus“ als auch rückwärtige, also im Hinterhof gelegene Nebengebäude bedeutet.

150 Jahre später suchte der Dreißigjährige Krieg auch unser Dorf heim. Während dieses Krieges war Silschede Teil des Amts Wetter, das etwa den späteren Kreisen Hagen-Land und Schwelm entsprach. Innerhalb des Amtes wurden die Gerichte Herdecke und Volmarstein steuerlich erheblich höher belastet als Schwelm. Das führte zum Streit, bei dem die Herdecker und Volmarsteiner behaupteten, dass nirgendwo so viel Wein getrunken würde wie in Schwelm, während die Schwelmer ihren Gegner vorwarfen, dass sie – obwohl es ihnen doch angeblich schlecht ginge – zu gut essen würden. Die Kurfürstlich-Brandenburgische Regierung setzte eine Kommission ein, die 1645/46 alle Höfe und Güter im Amt Wetter untersuchte; danach sollte die Steuer neu festgesetzt werden.

Während die Beschreibungen der Kommissare und der Vorschlag der Kommission vorliegen, nach dem die Steuer neu verteilt werden sollte, ist der endgültige Ausgang des Streits nicht bekannt. Die von der Kommission und den Gerichten eingereichten Unterlagen wurden von Otto Schnettler 1932 als gedrucktes Werk unter dem Titel „Ein Steuerstreit im ehemaligen Amt Wetter am Ende des Drei-ßigjährigen Krieges“ herausgegeben. Es enthält die Beschreibungen aller Höfe und Steuerlisten der Jahre 1620, 1630 und 1645 sowie ein Schuldenverzeichnis.

Die Beschreibungen verdeutlichen die schlimme Lage der Bevölkerung nach 27 Jahren Krieg. Schnettler fasst diese so zusammen: „Zahlreiche verwüstete Wohnstätten, veschuldete Höfe, verarmte, gebrochene Existenzen, feindliche Besatzungen, Handel und Wandel gehemmt oder vernichtet, überall geschwundener oder gesunkener Wohlstand, noch unverwischt die Spuren der 1636 die Bevölkerung dezimierenden, verheerenden Pestseuche. An diesem düsteren Bild ändert die Tatsache nichts, dass die Steuerzahler selbst ihre Verhältnisse meist recht ungünstig darzustellen bestrebt sind.“

Wandel durch Bergbau

Während die Landbevölkerung sich nur mühsam wieder erholte, tat sich mit dem Bergbau ein neuer Wirtschaftszweig auf, der tiefgreifende Veränderungen für unser Dorf mit sich brachte. Hatten bis dahin die Bauern schon in oberirdischen Pingen hie und da etwas Kohle abgebaut, wurde das Ganze nun professionell und im Tiefbau betrieben. Noch zu Zeiten des Krieges erwarben die ersten Bewohner ihre „Muthungsscheine“. Die weitere Entwicklung hat Bernhard Bösken in seinem Aufsatz „Der Bergbau in Silschede“ detailliert beschrieben.

Die ersten Zechen entstanden, und die Kunde, dass man hier gutes Geld verdienen konnte, verbreitete sich rasch auch in andere Gebiete, besonders in das Fürstentum Waldeck. Aus keiner anderer Region kamen soviele Zuwanderer ins Dorf wie von dort. Manchmal waren es junge Männer, die als Zweit- oder Drittgeborene nicht auf dem elterlichen Hof bleiben konnten, manchmal kamen aber auch ganze Familien, die auch noch ihre Verwandten nachkommen ließen, wenn sie es hier gut antrafen.

Die Steuereinnahmen sprudelten, aber welcher Staat ist je zufrieden damit? Unter Friedrich III. Kurfürst von Brandenburg, später König in (!) Preußen, kam es ab 1697 zu Misswirtschaft und Finanzskandalen, i. W. hervorgerufen durch die Machenschaften des sog. Drei-Grafen-Kabinetts oder auch der drei Wehs, wie sie aufgrund ihrer Namen auch genannt wurden: die korrupte Politik von Wartenberg, Wittgenstein und Wartensleben, verstärkt durch immer neue Forderungen des Monarchen selbst – prachtvolle Schlossbauten, prunkvolle Feste, ein wachsender Hofstaat und immer neue Juwelen und andere Geschenke – führten das Land in eine tiefe Krise. Wie meist in solchen Fällen mussten neue Steuern her, und so erging 1705 eine Verordnung zur Erfassung der meisten Ländereien in der Grafschaft Mark. Interessant sind die Regeln der Regierung, nach denen die Kommissare sich bei der Ermittlung des Wertes zu richten hatten: Es sollte nicht der tatsächliche Ertrag, sondern der bei einer mittelmäßigen Bewirtschaftung zu erwartende Ertrag zugrunde gelegt werden, um einen fleißigen Bauern nicht zu benachteiligen. Dann begann eine rasante Entwicklung: Neben den weiterhin bestehenden Bauernhöfen gab es immer mehr Bergleute, und in der Folge weitere Berufe: Kohlentreiber brachten mit ihren Eseln und Pferden das „Schwarze Gold“ zu den Abnehmern, Hufschmiede beschlugen die Tiere neu und Gastwirte versorgten sie allesamt mit Essen und – vor allem – Trinken. Für die Kinder der zunehmenden Bevölkerung stellte die Gemeinde 1774 einen eigenen Lehrer ein. 1806 erreichte Napoleon unser Gebiet und überzog es mit seinen Verwaltungsreformen nach dem Muster des französischen Staatswesens, u. a. – vorteilhaft für den Heimatforscher – führte er Hausnummern ein. Silschede gehörte zur Mairie Volmarstein; Bürgermeister war der Gutsbesitzer Hueck vom Gut Steinhausen, also erhielt das Gut die Hausnummer 1.

Ein blühendes Gemeinwesen

Nach dem Abzug Napoleons kam Silschede wieder zu Preußen. Die Höfe, oftmals Erbhöfe hoch- und niederadliger Besitzer, gingen zumeist in das Eigentum der langjährigen Pächter über. So kaufte der Besitzer Kalthoff dem Staat den Kaltenhof ab und wurde damit zum größten Grundbesitzer Silschedes.

Als Erbe der Franzosen bildeten sich langsam demokratische Strukturen heraus: es gab einen Gemeinderat, eine Brandwehr, eine Bezirkshebamme und eine Amtssparkasse. Männer wie Harkort und Liebrecht sorgten für einen Ausbau der Verkehrswege; am Ende führten durch Silschede drei Bahnstrecken, und zwei befestigte Hauptstraßen verbanden den Ort mit seinen Nachbargemeinden. Das sicherte den Kohleabsatz und sorgte für einen bescheidenen Wohlstand, der sich auch in zahlreichen Vereinsgründungen und vielen, teils mehrtägigen Festen und Feiern niederschlug, so dass die Gemeinde sogar eine „Lustbarkeitssteuer“ erhob.

Um 1925 ging die schöne Zeit zu Ende. Die beiden verbliebenen Zechen mussten schließen, die Eisengießerei brannte ab, und viele Bergleute, Schlosser und Schmiede wurden arbeitslos. Die Silscheder feierten trotzdem: die Zahl der Gaststätten erreichte 1930 ihren Höhepunkt: gleichzeitig 12 Lokale hatten in diesem Jahr eine Konzession, und der Wirt des „Büffel“ baute sogar einen Saal an.

Der Zweite Weltkrieg traf auch die Silscheder hart. Asbeck und Silschede hatten zusammen 115 gefallene Soldaten zu beklagen; fast jede Familie war betroffen. In der Folgezeit kamen viele Flüchtlinge, vor allem aus den Ostgebieten, nach Silschede. Mit dem Wirtschaftwunder setzte ein Bauboom ein; die Menschen brauchten größere Wohnungen, und viele, die in den Städten des nahen Ruhrgebiets arbeiten, wollten gerne im Grünen wohnen. Die notwendigen Investitionen in die Infrastruktur – neue Straßen, Schulen und Sportstätten – waren von einer kleinen Gemeinde nicht mehr alleine zu leisten. 1970 gab es auch in ganz Nordrhein-Westfalen eine kommunale Gebietsreform, bei der auch Silschede – nicht ganz freiwillig – seine Selbständigkeit verlor und Teil der Stadt Gevelsberg wurde.

Die gesamte Entwicklung lässt sich an den Einwohnerzahlen nachvollziehen. Die erste Volkszählung von 1738 wies für das Dorf 215 Einwohner aus. Der Bergbau sorgte dann für ein kräftiges Wachstum: zum Ende des 19. Jahrhunderts hatte Silschede fünfmal so viele Einwohner wie zu Beginn. Ihre Zahl blieb auf diesem Niveau bis in die 1930er Jahre. Die Schließung der Zechen und der Krieg führten danach zu einem deutlichen Rückgang. In der Nachkriegszeit verdoppelte sich durch Flüchtlinge und neue Baugebiete die Bevölkerung von 1077 (1939) auf über 2100 (1950) und stieg bis Mitte der 1960er Jahre auf fast 2.500 an. Seit der Gebietsreform liegen für den Bereich der ehemaligen Gemeinde keine Zahlen mehr vor.

Straßen und Hausnummern in früherer Zeit

Flurnamen, Hausnummern und Familiennamen

Im ersten Häuserverzeichnis, dem Schatzbuch von 1486, wurden die einzelnen Höfe teilweise noch mit den Vornamen ihrer Besitzer bezeichnet. Allerdings gab es auch dort schon Nachnamen wie Hinderkotte oder Bockeman. Es darf als sicher gelten, dass diese Familiennamen den Flurnamen folgten und nicht umgekehrt (Ausnahmen gab es natürlich auch). So lassen sich viele der Namen, die auch heute noch in Silschede existieren, auf den Wohnort ihrer Träger zurückführen:

  • Böckmann stammt vom Böcken,
  • Eickelskamp, Hasenkamp, Hölkeskamp usw. kamen vom entsprechend Kamp (=Feld), und – ohne weiteren Zusatz – auch Kämper bzw. Kemper sowie Kampmann und Feldmann
  • die Wurzeln der Ellinghaus lagen in (Oester-) Ellinghausen
  • Hedtstück wohnt auf dem „Heidestück“ (davon gab es drei in Silschede)
  • Hovemann (später Hauffmann, dann Haumann) wohnte auf der Hauve
  • Ilbergs findet man zunächst auf der Ilberg (ursprünglich Engelsberch),
  • die weit verzweigte Sippe der Kalthoff hat ihren Ursprung auf dem Kaltenhof (allerdings gab es Kaltenhöfe auch in anderen Orten, z. B. in Bochum und Werdohl; deren Abkömmlinge tauchten z. T. ebenfalls in unserer Gegend auf)
  • Lichteickers hatten ihr Haus am Lichteicken.

Diese und andere Flurnamen und die daraus resultierenden Familiennamen reichten irgendwann nicht mehr zur Identifikation der Menschen aus. Während der Besetzung unserer Gebiets durch Napoleon wurden daher erstmals Hausnummern vergeben.

Sie begannen in Steinhausen mit der Nr. 1, gingen von da aus nach Westen in Richtung Haßlinghausen und wieder zurück bis zum Handweiser, die Kirchstraße hinunter bis zur Gemeindegrenze Berge und über Ellinghausen zum Dorf zurück, dann die Schwelmer Straße entlang nach Osten. Das System sah keine Lücken in der Nummerierung vor, so dass für später gebaute Häuser entweder Buchstaben an die Nummer eines bereits bestehenden Hauses angehängt wurden (so hatten die Häuser am Sunderholzer Weg die Hausnummern 57 a bis 57 i), oder man vergab Bruchteilsnummern, wie 73 ⅙ oder 25 ¾. Nach ein paar Jahrzehnten nummerierte man wieder von vorne, dann erhielten auch die neuen Häuser wieder ganzzahlige Nummern. Die letzte große Neunummerierung fand um 1880 statt; die dabei vergebenenen Nummern behielten ihre Gültigkeit bis 1961.

Straßen

Das Dorf Silschede war um 1900 eine Mischung aus Streusiedlung und Straßendorf: es bestand aus wenigen, weit auseinander liegenden Bauernhöfen und Kotten; der Dorfkern war nicht sehr ausgeprägt. Gleichzeitig reihten sich die Häuser entlang der wenigen Straßen:

  • St. Peter Zechenweg: Steinhausen – Büffel
  • Trapper Zechenweg: Zeche Trappe – Dorfmitte
  • Wengerner Weg: Zeche Trappe – Wengern
  • Dachs und Grevelslocher Zechenweg: Im Kohlberg – Gehrenbecke – Schwelmer Str.
  • Schlebuscher Bergwerksstraße: Denkmal – Haßlinghausen Beermannshaus
  • Kirchstraße bzw. Asbecker Str.: Kirche – Dorfmitte – Asbeck
  • Provinzialstraße Nirgena – Herdecke: Dorfmitte – Kalthöferholz bzw. Dorfmitte – Grundschöttel.

Mit dem Bau von Kohlenbahn und Staatsbahn und den späteren Zechenschließungen wurden die alten Kohlentreiberwege überflüssig. Dafür erforderte die Erschließung neuer Wohngebiete neue Straßen (z. B. Nordhang, Deichselbach, Schieferbank) und der zunehmende Individualverkehr machte den Bau von Umgehungsstraßen nötig (z. B. Autobahn A1, Eichholzstraße). Den Wandel im Straßennetz verdeutlicht die nachstehende Grafik. Sie zeigt gleichzeitig die alten Dorfgrenzen von 1901 und die Reduzierung des Stadtgebiets im Zuge der Eingemeindung Silschedes nach Gevelsberg.

1958 beschloss der Silscheder Gemeinderat, auch hier – wie schon in vielen Städten üblich – Adressen bestehend aus Straßennamen und einer Nummer innerhalb der Straße zu vergeben. Bei den Straßennamen griff man dankenswerterweise auf die alten Flurnamen zurück. Auf der Ilberg, Kalthöferholz, Kemnade und viele andere haben auf diese Weise bis heute überdauert. Für die Nummerierung wählte man ein in Deutschland weitverbreitetes System: von der Ortsmitte mit 1 beginnend, die ungeraden Nummern links und die geraden rechts und die Straße entlang dann fortlaufend, wobei unbebaute Grundstücke zu Lücken führen. Es dauerte einige Zeit, bis die Umstellung vollzogen war; 1963 erschien das erste Adressbuch mit den neuen Adressen.

Mit der Eingemeindung nach Gevelsberg (1970) gab es einige Straßennamen doppelt; einige Silscheder Straßen erhielten daraufhin neue Namen, etliche Häuser auch neue Hausnummern. Gleichzeitig musste Silschede Flächen an die Nachbarstädte Wetter und Sprockhövel abgeben. In den neuen Gemeinden führte dies in weiteren Fällen zu neuen Straßennamen und Hausnummern. Die heute gültigen Straßennamen sind Basis das Straßenverzeichnis dieser Website.

Noch vor der Eingemeindung hatte der Gemeinderat einen neuen „Bebauungsplan Dorf“ aufgestellt, der die Neubaugebiete Lichteicken/Deichselbach und Schieferbank/Sunderholzer Weg umfasste. Dabei dachte man wohl an ein Blumenviertel, denn die neuen Planstraßen sollten Namen erhalten wie Tulpenstraße, Veilchenweg, Rosenstraße usw. Der Bebauungsplan wurde allerdings nach 1970 von der Stadt Gevelsberg gründlich überarbeitet. Etliche Straßen wurden nie gebaut, andere verlegt, und als man neue Namen suchte, erinnerte man sich dort wieder an die alten Flurnamen und die Bergbauvergangenheit und wählte Namen wie Zechenstraße, Lichteicken, Gottlobsbach usw.

Im Straßenverzeichnis sind die Straßen unabhängig von ihrer heutigen Zugehörigkeit zu Gevelsberg, Wetter oder Sprockhövel alphabetisch eingeordnet.

Um dem Leser die Suche nach alten Straßennamen zu erleichtern, sind diese ebenfalls aufgeführt (z. B. Am Erbstollen) und verweisen auf den heutigen Namen (z. B. Schieferbank). In das Verzeichnis wurden auch diejenigen Straßennamen aufgenommen, die nur auf dem Papier existierten und nie gebaut wurden (z. B. Bergstraße).

Erläuterungen zu den Detailseiten

Häuser

Häuser haben ihr eigenes Leben. Sie werden geplant, gebaut, erweitert, mehrere Male renoviert und dann doch irgendwann abgerissen, manchmal auch durch Brand oder Bomben zerstört. Oft haben sie auch einen Namen, meist nach den früheren Bewohnern (z. B. Kaufmannshaus oder Bergers Kotten), manchmal nach ihrem Standort (z. B. Gottlobshaus am Gottlobsbach).

Von den Häusern der im Schatzbuch von 1486 erwähnten Höfe steht heute kein einziges mehr. In den allermeisten Fällen haben die Bewohner aber ein neues Haus an die Stelle des alten oder zumindest direkt daneben gebaut. Nur in wenigen Fällen ist das Jahr des Neubaus bekannt. Die Aufzählung der Bewohner gilt also nur für die jeweilige Adresse, nicht unbedingt für das gleiche Gebäude.

Das Buch enthält nur die Häuser, die bis 1970 gebaut wurden.

Die Angaben zu den einzelnen Häusern gliedern sich in vier Teile:

  • Adresse (Straße und Hausnummer)

    Innerhalb einer Straße sind die Häuser in aufsteigender Reihenfolge der Hausnummern aufgeführt. Eine Ausnahme von diesem System bilden die Häuser, die aufgegeben wurden, z. B. weil sie einer Straße weichen mussten. In diesen Fällen wird etwa an der Stelle, wo sich das Haus heute einordnen würde, mit der Angabe „Straße (alte Nr.)“ gearbeitet, wobei diese Nr. dem Stand von 1905 entspricht.

    Die aktuellen Adressen werden auch genutzt, um bei Umzügen innerhalb Silschedes den bisherigen bzw. zukünftigen Wohnort anzugeben.

  • Frühere Hausnummern und Adressen

    Bei jedem Haus sind – soweit bekannt – auch die früheren Hausnummern angegeben. Da zwischen 1811 und 1873 sowie zwischen 1873 und 1884 zwei Neunummerierungen stattfanden, können bis zu 3 alte Hausnummern vorhanden sein.

    Bei einer Umbenennung der Straße ist auch die frühere Adresse genannt.

  • Beschreibung

    Für etliche Häuser liegen Hinweise zu ihrer Geschichte, dem Schicksal ihrer Bewohner oder kleine Anekdoten aus deren Leben vor, manchmal von den heutigen Bewohnern, manchmal auch rekonstruiert aus den Kirchenbüchern oder anderen Quellen. Dabei wird oft auf andere Stellen des Buches verwiesen; diese Verweise sind kursiv gedruckt.

  • Bilder

    Glücklicherweise haben Fotografen schon immer nicht nur Menschen, sondern auch Häuser aufgenommen, oft zusammen mit ihren Bewohnern. Neben den historischen Aufnahmen sind von den meisten Gebäuden aktuelle Bilder vorhanden. Leider ließen sich manche Häuser nicht ablichten, weil sie zu versteckt hinter Hecken oder Zäunen liegen, oder weil sie an einer Privatstraße liegen (bekanntlich dürfen Aufnahmen ohne Genehmigung nur von öffentlichem Grund erfolgen).

    Die Quelle und - soweit bekannt - das Jahr der Aufnahme sind beim jeweiligen Foto angegeben.

Bewohner
  • Spalte 1: Zeitraum

    Zu jedem Haus werden die Bewohner in chronologischer Reihenfolge aufgeführt; die erste Spalte enthält den Zeitraum, in dem die jeweiligen Personen in dem Haus gewohnt haben.

    Der Zeitraum beginnt bei Personen, die in dem Haus geboren sind, mit dem Geburtsjahr, ansonsten mit dem frühesten in den Quellen genannten Jahr; oft haben die Menschen aber auch schon vorher dort gelebt.

    Ende des Zeitraums ist das Jahr, bis zu dem die Personen nachweisbar (also laut Quellenangaben) in dem Haus gewohnt haben; oft haben sie aber auch danach noch dort gelebt. Umgekehrt kann es vorkommen, dass ein Adressverzeichnis nach einem Todesfall nicht aktualisiert wurde, die Person zu der angegebenen Zeit also nicht mehr gelebt hat.

    Bei Ehepaaren und Mehrfach-Ehen ist als Enddatum das Jahr angegeben, bis zu dem der Längstlebende dort gewohnt hat.

    Haben mehrere Bewohner das gleiche Anfangsjahr (z. B. bei Erstbezug des Hauses), so werden die zuerst endenden Zeiträume zuerst genannt.

  • Spalte 2, Zeile 1

    In der 2. Spalte sind die zur jeweils angegebenen Zeit im Haus wohnenden Erwachsenen aufgeführt. Im Gegensatz zur gedruckten Ausgabe dieses Werks sind Ehegatten und Kinder i.d.R. nicht explizit genannt, sondern durch einen Verweis auf das Ortsfamilienbuch Silschede/Asbeck zugänglich; dadurch sind weit mehr Informationen verfügbar.

    Bei Ehepaaren wird als erste Person genannt, wer in dem Haus geboren oder noch überlebender Partner ist. Wenn auf das Ehepaar oder die Person an anderer Stelle Bezug genommen wird, erhält der Eintrag eine Nummer (in Klammern). Die Nummern haben i. d. R. nichts mit der Generationen-folge zu tun, können aber zufällig damit übereinstimmen.

    • Vorname(n)

      Es sind alle Vornamen, die beim Taufeintrag stehen, genannt. Der Rufname ist unterstrichen; er ergibt sich entweder schon aus dem Taufeintrag oder durch die spätere Verwendung in Adressverzeichnissen. Auf Abkürzungen wurde verzichtet; Ausnahmen sind die Vor-namen Joh. (=Johann) und Friedr. (=Friedrich) bei Männern und Cath. bzw. Kath. (=Catharina bzw. Katharina) bei Frauen. Unbekannte Vornamen werden mit NN angegeben.

    • Familiennamen

      Frauen sind mit ihrem Geburtsnamen genannt. Die unterschiedlichen Schreibweisen wurden auf die heute gebräuchliche Form vereinheitlicht (Howarde → Howahr). Unbekannte Familiennamen werden mit NN angegeben.

    • Abstammung oder Verwandtschaft

      Hinter dem Namen einer Person steht – soweit bekannt – die Nummer ihrer Eltern. Falls die Eltern in einem anderen Haus wohnen, ist die heutige Adresse dieses Hauses genannt.

      Beispiel: Der Eintrag „Müller ↓2 in Eichenstr. 3“ bedeutet, dass die Person Müller von dem Ehepaar mit der Nummer (2) unter der Adresse Eichenstr. 3 abstammt.

      Wenn beim Bezug auf ein Ehepaar nur einer der beiden Partner gemeint ist, so wird dieser durch die Zeichen ♂ (Ehemann) bzw. ♀ (Ehefrau) hinter der Nummer eindeutig gekennzeichnet.

      Beispiel: Ilse Meier, Schwester v. (3♀) bedeutet, dass Frau Meier die Schwester der Ehefrau aus der Ehe mit der Nummer 3 ist.

    • Geburtsdatum und -ort

      Als nächstes folgt das Geburtsjahr der Person, z. B. * 1801. Durch die Kirchenbücher sind zwar meist auch Tag und Monat der Geburt bekannt, für die Zwecke dieser Seiten erscheint aber die Angabe des Jahres ausreichend. Aus Datenschutzgründen sind Daten noch lebender Personen nach 1950 nur genannt, sofern sie öffentlich zugänglichen Quellen entstammen, z. B. Sterbeanzeigen.

      Der Geburtsort ist nur angegeben, wenn die Person nicht in Silschede geboren ist. Umgekehrt kann ein fehlender Geburtsort aber bedeuten, dass dieser für den Betreffenden nicht bekannt ist.

    • Sterbejahr und Ort

      Hinter dem Geburtsjahr steht das Sterbejahr der Person, z. B. † 1880, bei gefallenen Soldaten wird das Zeichen ⚔ benutzt. Durch die Kirchenbücher sind zwar meist auch Tag und Monat der Geburt bekannt, für die Zwecke dieser Seiten erscheint aber die Angabe des Jahres ausreichend.

      Hinter dem Sterbejahr ist der Ort angegeben, an dem die Person zuletzt gelebt hat. Der Sterbeort, der oftmals davon abweicht (z. B. Gevelsberg/Krankenhaus) wird dagegen nicht genannt. Der letzte Wohnort fehlt, wenn er nicht bekannt ist oder die Person in Silschede gestorben ist.

    • Beruf

      Wenn bekannt, wird bei einer Person ihr Beruf genannt. Da die meisten Verzeichnisse noch in den Zeiten fehlender Gleichberechtigung entstanden sind, gibt es Berufsbezeichnungen fast nur für Männer. Erst im 20. Jahrhundert wurde bei Trauungen oder Sterbefällen auch der Beruf der Frau genannt.

      Der Beruf bezieht sich i. d. R. auf das Jahr, in dem die Person in den Quellen auftaucht. Manchmal lässt das Rückschlüsse zu; so kann man z. B. bei der Berufsangabe „Rentner“ bei fehlendem Geburtsjahr sicherlich auf ein höheres Alter der Person schließen. In etlichen Fällen sind auch mehrere Berufe angegeben. Viele Bergleute haben nach der Schließung ihrer Zeche einen zweiten Beruf ergriffen, meist wurden sie Schlosser. Auch die Kombination „Bäcker und Wirt“ ist recht häufig anzutreffen.

    • Verweis auf das OFB

      Ein großer Mehrwert dieser Online-Version gegenüber der Druckausgabe ist der direkte Zugang von hier zum Ortsfamilienbuch Silschede/Asbeck (OFB). Sofern für eine Person Daten im OFB vorliegen, kann über das Symbol direkt auf den Eintrag dieser Person verzweigt werden. Bei Ehepaaren ist der Link nur für den ersten Partner gesetzt; die Daten des zweiten Partners ergeben sich aus dem OFB.

      Hinweis: Bitte beachten Sie, dass zum Zeitpunkt des Zugriffs Teile der Daten (insbesondere noch lebende Personen) aus Datenschutzgründen gesperrt sein können!

  • Zeile 2: Ehepartner

    In den weiteren Zeilen eines Eintrages werden nach dem ⚭-Zeichen die Ehepartner der zuerst genannten Person aufgeführt; Mehrfach-Ehen sind in chronologischer Reihenfolge nummeriert. Scheidungen sind mit ⚮ dargestellt; soweit bekannt ist das Scheidungsjahr genannt.

    Beispiel: 1-⚭ 1850 bedeutet, dass die Person ihren ersten Partner 1850 geheiratet hat.

    Dahinter folgen die Abstammung, Geburtsdatum und -ort, Sterbejahr und -ort sowie Beruf des Partners. War auch der Ehepartner mehrfach verheiratet, so werden dessen Ehen nach dem ⚭-Zeichen nummeriert (siehe das Beispiel weiter unten). Wichtig: liegt das Traudatum weiterer Ehen innerhalb des Wohnzeitraums (Spalte 1), so hat auch der entsprechende Partner in diesem Haus gewohnt!

  • Zeile 3: vorheriger und späterer Wohnort

    Viele Personen sind innerhalb Silschedes umgezogen. "⟰ 1930 Kemnade 4“ bedeutet, dass die Person 1930 im Haus Kemnade 4 gewohnt hat. Ob die Person dort vorher gewohnt hat oder ob sie später dorthin gezogen ist, ergibt sich aus der Jahreszahl; manchmal sind auch beide Wohnadressen genannt. Wichtig: als Wohnort wird immer die heutige Adresse des betreffenden Hauses angegeben. Werden die weiteren Wohnadressen als neue Zeile nach einem Ehepartner genannt, so beziehen sie sich auf das Ehepaar. Ist nur einer der Partner gemeint, so steht der Eintrag in der gleichen Zeile wie dieser Partner.