Unter der Adresse Eichholzstr. 408 ist das Schicksal des ehemaligen Kaltenhofs zusammenfassend beschrieben. Der vorletzte männliche Besitzer des Kaltenhofs, Friedr. Wilhelm Kalthoff (1), baute 1809 gegenüber dem Hofgebäude dieses Herrenhaus auf dem höchsten Punkt des weitläufigen Gutsgeländes. Mit seinem Sohn Leopold endet die Geschichte des Kaltenhofs: seine Frau starb 1830 schon mit 27 Jahren, er selbst 5 Jahre später im Alter von 45 Jahren. Nachdem es keine männlichen Erben gab und die Töchter mit ihren adligen Ehemännern von Pelcke in den Osten zogen, wurde der Kaltenhof in den 1870er Jahren zerlegt und verkauft. Wer zwischen 1835 und 1875 im Herrenhaus wohnte, ist nicht bekannt.
Historische Namen und Adressen
Jahr | Name/Hausnummer |
---|---|
Villa Schröder | |
1873 | 63 |
1884 | 91 |
1961 | Gevelsberger Straße 22 |
1970 | Wittener Straße 377 |
Geschichte und Bewohner
1809-35
⚭ 1820 Wilhelmina Bredt * 1803 † 1830
⟰ 1808 Eichholzstr. 4081809-39
⚭ 1789 Anna Maria Elisabeth Revelmann * 1758 Wengern † 1835
⟰ 1808 Eichholzstr. 408August und Carl Friedrich Schröder jun. gehörten zu den vielen Schlossfabrikanten, die in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts Volmarstein zum Weltmarktführer machten; über 80 % aller Schlösser kamen von dort. Ihr Vater Carl Friedr. Schröder sen. (1817-85) hatte mit neuem Material, neuen Werkzeugen und mit Dampfmaschinen die Schlossherstellung von der handwerksmäßigen Arbeitsweise auf eine industrielle Produktion umgestellt. August und sein Bruder übernahmen zunächst gemeinsam die väterliche Fabrik. Später gab es Streit zwischen den Brüdern, und 1877 gründete August ein eigenes Unternehmen; etwa um die gleiche Zeit erwarb er die Grundstücke am Kaltenhof. Das von ihm erworbene Gelände reichte vom Neuen Kamp im Süden bis zum Brandteich im Norden, in Ost-West-Richtung von Ellinghausen zu den heutigen Tennisplätzen. Dazu gehörte auch das Herrenhaus, das kurz darauf im Volksmund nur noch die „Villa Schröder“ hieß. Von seinem Anteil verkaufte August Schröder schon nach wenigen Jahren die an der Eichholzstraße gelegenen Grundstücke an Silscheder Bergleute.
Die weitere Stammfolge ist nur schwer zu ermitteln: die Schröders waren Baptisten, deshalb findet man sie nur selten in den evangelischen Kirchenbüchern von Volmarstein, z. B. wenn einer von ihnen vor der Heirat die Erwachsenentaufe erhielt. August hatte vier Söhne:
- Karl Friedrich, Fabrikant, lebte 1891-97 im Herrenhaus und ließ in dieser Zeit in der noch neuen Silscheder Kirche 4 Kinder taufen,
- August jun. (1868-1932) und Paul, die beide die väterliche Fabrik in Volmarstein übernahmen und 1927 im großen Stil das 50-jährige Firmenjubiläum feierten,
- Caspar Dietrich (871-1954), Geschäftsführer der Eisengießerei und späterer Silscheder Gemeindevorsteher.
Caspar Dietrich wohnte ab 1905 im Herrenhaus. Er engagierte sich von Anfang in der Gemeinde Silschede. So war er zunächst mehrere Jahre im Schulvorstand, danach im Gemeinderat und 1917-20 auch Gemeindevorsteher. Von 1908 bis 1914 war er Amtsverordneter im Amt Volmarstein. Für die Kirchengemeinde übte er 30 Jahre lang das Amt des Kirchmeisters aus. 1907, als der Friedhof erweitert werden musste, gab er einen Teil seines Landes zu einem geringen Preis an die Kirchengemeinde ab. Seine Frau, Ida Feldhaus, gründete 1910 zusammen mit der Frau des Pastors Zimmermann den evangelischen Frauenverein. Nachdem 1937 seine Fabrik abbrannte, zog er sich aus dem politischen Leben der Gemeinde zurück.
Caspar Dietrich Schröder hatte drei Kinder: Marianne, Dietrich und Käthe; als er 1954 starb, wurde das Anwesen unter den Geschwistern aufgeteilt. Käthe Schröder verkaufte von ihrem Anteil, zu dem auch die Villa gehörte, 1960 den Sportplatz (Waldstadion) für ca. 31.000 DM an die Gemeinde. Dietrich Schröder erbte die Fabrik und das nördlich davon gelegenene Gelände an der Kirchstraße (Kirchstraße 48-50). Die Grundstücke an der Kirchstraße verkaufte Schröder 1958 an Interessenten, die darauf sofort Wohnhäuser bauten (Kirchstr. 32-38). Der größte Teil des übrigen Geländes bildete den Grundstock des Industriegebiets Kalthofs Park.
Von 1948 bis 1958 wohnte der Arzt Dr. Bruno Zierenberg in der Villa. Er war mit der Malerin Carla Meyer verheiratet, die in dieser Zeit in der Praxis mitarbeitete, aber auch Kunstunterricht gab. Das Paar zog 1958 nach Ostfriesland, wo Dr. Zierenberg eine eigene Praxis in Carolinensiel einrichtete, in der seine Frau assistierte und gleichzeitig durch ihr Schaffen eine bedeutende Persönlichkeit der ostfriesischen Kunstlandschaft wurde. Die Praxis übernahm Dr. Ulf Kumpmann, der später zur Schwelmer Str. 204 umzog.
1891-97
⚭ um 1890 Auguste Helene Feldhaus
1905-20, 1974-79
1905-84
⚭ 1949 Charlotte Elisabeth Nickstaedt † vor 1984
1907-79
1935
1935-56
1938
1938-60
1949
1956
1960
1963
1974
1979
1995
2005
2005-16
2020-21
Letzte Änderung: 20.03.2024