zum vorhergehenden Haus Sunderweg 50
>

Quelle: Carl H. Liebrecht †

Das Haus wurde 1909 in den Katalog "Bau- und Kunstdenkmäler in Westfalen" aufgenommen; im Bild das Herrenhaus von Osten

Historische Daten

Hausnr.:24

Name: Gut Sundern

Lage: Sundern

Geschichte und Bewohner

In der Steuerschätzung vom 1645 wird der Erbkotten von Peter Sondermann beschrieben: „Das Haus - mit Hof und Gärtchen - ist noch in Ordnung, aber Stall und Scheune sind baufällig. Er wohnt mit seiner Frau, seiner Schwester und einer Tochter auf dem Hof. Die ca. 8 Maldersch. Land und 1 ½ Maldersch. Weide sind bestellt, aber Roggen-, Hafer- und Leinsamenernte sind missraten. An Vieh besitzen sie 1 Pferd, 4 eigene Kühe (1 weitere Kuh gehört der Tochter), 2 Rinder, 4 Kälber und 3 Schweine.“

Der Name Sondermann war ein Zweitname, da die Bewohner im abgelegenen, „abgesonderten Teil“ der Gemeinde lebten. So hieß um 1775 der Hofbesitzer Peter Hünninghaus gnt. Sondermann. Er war hochverschuldet und musste den Hof versteigern.

1673

Christian im Sundern

1693-1731

Hermann Sondermann * 1666 † 1710

⚭ Elsabeth * 1666 † 1731

vor 1775

Peter Hünninghaus gnt. Sondermann

⚭ Anna Elisabeth Hedtstück

Den Zuschlag erhielt für 750 Reichstaler Johann Heinrich Anton Liebrecht (1), der 1736 in Neinstedt bei Quedlinburg geboren wurde und ab 1755 in Halle studierte. Er war zunächst untergeordneter Beamter im „General-Ober-Finanz-Kriegs- und Domainen-Direktorium“, einer von König Friedr. Wilhelm I. gegründeten Behörde für die Innen- und Finanzverwaltung Preußens, und wurde 1766 Kriegsrat und Oberinspektor in Schwelm sowie erster Assessor des Bergamts in Hagen. Auf ihn geht der Ausbau der Kohlenwege zur Entwicklung der hiesigen Bergwerke zurück. Dazu gehörte die Landstraße von Dortmund über Hagen und Gevelsberg nach Schwelm ebenso wie die heutige Wittener Straße von Gevelsberg nach Silschede, die bis dahin über den Sunderweg verlief. Auch die Schiffbarmachung der Ruhr war sein Verdienst. 1804 erhielt er das Prädikat eines Geheimrats.

Liebrecht heiratete 1768 Louise Bielefeldt aus Hörde bei Dortmund; das Paar zog 8 Kinder groß, die Unterricht durch einen Hauslehrer erhielten. 1779 baute Liebrecht das Herrenhaus im Barockstil; es ist heute denkmalgeschützt (Nr. 71 der Gevelsberger Denkmalliste). Erhalten sind noch die reich verzierte Eingangstür am Ostflügel mit den beidseitig flankierenden Löwen sowie Fensterrahmungen mit ornamental gestalteten Scheitelsteinen. Im Lauf der Zeit vergrößerte Liebrecht seinen Besitz (siehe z.B. die Häuser Nr. 26 und 28) und baute das Gut aus.

1815 musste Liebrecht die Einquartierung eines preußischen Schwadrons erdulden. Während die anderen Asbecker Höfe zwischen 4 und 6 Mann aufzunehmen hatten, kamen auf Gut Sundern drei Offiziere und 9 Mann sowie 12 Pferde unter.

(1)
Joh. Anton Heinrich Liebrecht * 1736 Neinstedt/Quedlinburg † 1820, Kriegs- und Domänenrat, 1804 Geheimrat

⚭ 1768 Louisa Gerhardina Bielefeldt * 1750 † 1826

1775-1802

Christiane Liebrecht ↓1 * 1770 Schwelm † 1805

⚭ 1802 Philipp Ludwig v. Toll * 1775 † 1851, Leutnant (später General)

1775-1811

Dietrich Heinrich Ludwig Liebrecht ↓1 * 1772 † 1857, Geheimer Regierungsrat, Fabrik- und Gutsbesitzer

⚭ 1811 Caroline Gerstein

wohnte später in Arnsberg

1775-ca.95

Friedrich Wilhelm Liebrecht ↓1 * 1774 † 1858, Bergwerksbesitzer, Firmengründer in Ruhrort

⚭ 1823 Julie Daubenspek * 1804

1776-1858

(2)
Franz I. Carl August Liebrecht (E) ↓1 * 1776 † 1858, Gutsbesitzer

⚭ 1827 Wilhelmine Hanebeck * 1795 Meinerzhagen † 1871

1778-ca.98

Heinrich Liebrecht ↓1 * 1778 † 1844, ledig

1781-ca.99

Henriette Liebrecht ↓1 * 1781 † 1865, ledig

1786-1811

Joh. Louisa Caroline Liebrecht ↓1 * 1786

⚭ 1811 Christian Moll * Lüttringhausen

1788-1812

Carl Liebrecht ↓1 * 1788 † 1866, 1813-15 Soldat, Firmengründer mit seinem Bruder Friedr. Wilhelm

⚭ 1825 Luise Wiesner * 1805

Aus einem Brief von Ludwig Liebrecht an seinen Bruder Franz, 1866:

„… Überhaupt kann ich Dir nicht verhehlen, daß ich, wenn Du dem Branntweingenusse in dem bisherigen Maße nicht versagst, das Allerschlimmste fürchte, sowohl für Deine Gesundheit wie Deine Vermögensverhältnisse. Daß es im Haushalt so verkommen aussieht, ist sehr wohl zu erklären, da Mutter, wie Du wohl selbst weißt, und ausgesprochen hast, weder körperlich noch geistig imstande ist, einem Hauswesen und einer größeren Ackerwirtschaft, wie die Deinige ist, vorzustehen. Daß infolge dessen jährlich hunderte von Talern verloren gehen, und daß im Haus Unordnung und Unreinlichkeit herrschen, ist garnicht zu verwundern…“

Joh. Anton Heinrich (1) beging 1818, im Alter von 82 Jahren, zwei Jahre vor seinem Tod, im Beisein zahlreicher hoher Staatsbeamten ein seltenes Doppelfest: die Goldene Hochzeit und sein 60-jähriges(!) Dienstjubiläum. Sogar der preußische König Friedrich Wilhelm III. und Kronprinz Friedrich Wilhelm IV. gratulierten schriftlich. Die meisten Liebrecht-Kinder verließen das elterliche Gut, ihre Geschichte hat Carl H. Liebrecht (1927-2021) in seiner Familienhronik sehr detailliert nachgezeichnet.

Nach dem Tod Liebrechts erbten die Kinder diverse Anteile an auswärtigen Gütern und Bergwerken; Gut Sundern ging an seine Frau Louise und den dort noch wohnenden Sohn Franz (2). Er heiratete 1827 Wilhelmine Hanebeck aus Meinerzhagen und hatte mit ihr 3 Kinder: Theodor heiratete in die Iserbecke (Nr. 19), Ludwig wurde Amtsgerichtsrat in Lippstadt, und August führte das Gut weiter, pflegte das Erbe aber nicht im Sinne seines Bruders (siehe Randnotiz). Er heiratete 1867 Pauline Regeniter aus Radevormwald; die Ehe blieb kinderlos.

1828-1853

(3)
August Theodor I. Liebrecht ↓2 * 1828 † 1867, Landwirt, Wirt u. Holzhändler

⚭ 1854 Leopoldine Kalthoff * 1831 † 1910

1829-1901

Carl August Liebrecht (E) ↓2 * 1829 † 1880, Landwirt, 1875-80 Gemeindevorsteher

⚭-1 1867 Pauline Regeniter † 1929

⚭-2 1882 Wilhelm Engels (E) * 1847 † 1910, bis 1881 Verwalter auf Gut Werdringen, 1881 Pächter v. Gut Sundern, 1898-1901 Gemeindevorsteher

1833-1872

Franz Louis Ludwig Liebrecht ↓2 * 1833, Amtsgerichtsrat, wohnt später in Lippstadt

⚭ 1872 Marie Wetekamp

August starb 1880; er war nicht nur „der letzte Herr auf Sundern“, sondern auch der einzige, der auf Sundern beigesetzt wurde. Sein Grab befindet sich auf einem Wiesengrundstück unter einer Eberesche, es wurde 1955 durch Grabschänder zerstört.

Die Witwe verpachtete das Gut 1881 an den Verwalter Wilhelm Engels aus Hamm und heiratete ihn ein Jahr später. Unter Engels wurden große Teile des Gutes zunächst verpachtet, dann verkauft. Einer der Käufer, der Sprockhöveler Landwirt Friedr. Arnold Knippschild, war ein Strohmann des Händlers Aron-Barmen und des Bergwerksdirektors Daber. Knippschild hatte den Kaufvertrag aber privat abgeschlossen und blieb, als sich kein Nachkäufer fand, auf den Schulden sitzen und musste den Armenschein beantragen.

1902 - ein Herr Steilmann war zu dieser Zeit Pächter des Gutes – brannten die Stallungen des Gutes ab; Heu, Getreide, 6 Kühe, 2 Pferde und alles Federvieh kamen in den Flammen um; die Wohngebäude konnten gerettet werden. Das Gut aber war ruiniert und wurde zersplittert an mehrere Parteien zwangsversteigert; der größte Teil ging 1904 an Kaspar Wilhelm Bockhacker.

Auch die Fam. Bockhacker war von einem Brand betroffen: im September 1961 zerstörte ein weiteres Großfeuer die gesamte Ernte, Dünger und alle Maschinen. Wassermangel erschwerte die Löscharbeiten, bis der Versorger für ausreichenden Leitungsdruck sorgte.

Um 1980 verkaufte die Fam. Bockhacker große Teile des Guts an die Stadt Gevelsberg, die dort die Gartensiedlung „Gut Grün“ anlegte; Haupthaus und Nebengebäude wurden vermietet.

1905-27

(1)
Kaspar Wilhelm Bockhacker (E) * 1862 Haßlinghausen † 1927 Landwirt

⚭ Maria Krüner * 1858 † 1922

1905-73

(2)
Caspar Wilhelm Bockhacker (E) ↓1 * 1899 † 1959, Landwirt

⚭ 1926 Elisabeth Dicke * 1897 Nächstebreck † 1973

1926-60

Caspar Friedr. Wilhelm (Willi) Bockhacker ↓2 * 1926, 1949 Landmaschinenbauer, 1960 landw. Arbeiter

1928-55

Elisabeth Erika Bockhacker * 1928 ⚭ 1955 NN

1929-66

Helmut Friedr. Ferdinand Bockhacker * 1929 † 2014 Witten, Landwirt
Neben den jeweiligen Gutsbesitzern wohnten im Haus auch Mieter und Personal. Bei etlichen, lt. Quellen „im Sundern“ wohnhaften Familien ist nicht klar, ob sie in Nr. 24 oder in Nr. 24 ½ gewohnt haben. Eindeutig zu Nr. 24 gehören:

1861

Joseph Biermann * 1811, Knecht

⚭ Caroline Rutenbeck † vor 1861

Ferdinand Güntsch * 1838, Knecht
Daniel Hochstrate * 1832, Bäcker

⚭ Caroline Hülsenbeck * 1834

Mathilde Hukenbeck * 1841, Magd

1905

(1)
August Hermann Küper * 1862 † 1951, Schlosser

⚭ 1886 Emma Brandscheid * 1862 Silschede † 1939

1905-10

Walter Stark * 1870 † 1949 Silschede, Buchhalter

⚭ 1897 Emma Ammersbach * 1876 Gangelshausen † 1955 Silschede

1907

Karl Sicks, Herdarbeiter

1910

Ernst Gugißberg, Stallschweizer

1907-08

Karl Küper, Schlosser

1907-08, 1912-13

(2)
Gustav Adolf Sicks * 1866 Schlosser u. Hammerschmied

⚭ 1889 Lina Maria Küper * 1869 † 1950 Gevelsberg

1908

Gustav Küper ↓1 * 1891 † 1979, Schlossarbeiter

⚭ Anna Pennekamp

Martin Matyanski, Knecht

1908-15

Gottfried Stöhr, Knecht, 1915 Invalide

1909

Carl Hunke, Tagelöhner
Carl Wethemann, Knecht

1910

Gustav Langewiesche, Schlosser

1912-13

Gustav Adolf Sicks ↓2 * 1893, Fabrikarbeiter u. Schlosser
Heinrich Müller, Schweizer

1912-14

Johannes Giebel * 1844 † 1914, 1907 Landwirt, 1909 Sensenschmied, 1910 Kötter, 1914 Rentner

Mathilde Hülsenbeck * 1842 † 1910

1914

Wilhelm Eckhardt, Tagelöhner; vermutl. handelt es sich um

Wilhelm Eckhardt ⚭ Julie Herbertz

1914-25

Gerhard Gretenkord, Former

1925

Dietrich Göbelsmann, Landwirt

1927-34

(3)
August Steinkühler, Schlosser

⚭ Laura Möller † vor 1910

1928-30

Heinrich Schmitz, Knecht

1935

Heinrich Ilbürger, Knecht
Rudi Wunsch, Knecht

1936

Walter Ilberg, Schlosser

1938

Max Flick, landw. Arbeiter
Johanna Oberste-Werbeck, Witwe
Gustav Steinkühler ↓3 * 1882 Berge, landw. Arbeiter

⚭ 1910 Mathilde Mosel * 1888 Grundschöttel † 1971

1938-41

Martha Horst, 1938 Hausgehilfin, 1941 landw. Gehilfin

1941-49

Heinrich August Bente ↓4 * 1903 Haßlinghausen, Former

1941-59

(4)
August Bente * 1878 † 1959, Bergmann

⚭ 1903 Laura Misse * 1875 † 1948

Walter Bente ↓4 * 1916, Schlossmacher

1949

Ernst Behrend
Hugo Schmale
Hans Schulte, Gehilfe

1951

Elfriede Flick ↓5 * 1917

1-⚭ 1937 Ewald Nockenberg * 1911 Gennebreck, Bandwirker

2-⚭ Hans Schneider

1956-60

(5)
Wilhelmine Kaiser * 1881 Gollan † 1960

⚭ Heinrich Flick * 1879 † 1948, Werkmeister

1960-63

Walter Seidel, Schmelzer

1966

Heinz Bremer, techn. Kaufmann

1974

Karl Drumann
Adolf Kleinhans
Siegfried Koch
Ruth Lüsebrink

1979

Bärbel Bandmann
Klaus Estermann
Günter Keiner
Lothar Lazarus

1996-2006

Markus Sonnenschein
Peter Sonnenschein

1996-2020

Michael Kruse

Letzte Änderung: 14.06.2025

Alle Angaben ohne Gewähr; Korrekturhinweise bitte an den Autor (s. Impressum).